Hübsch aufsummiert
- moritzweinstock
- 3. Juli 2023
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 15. Nov. 2024
Ich habe mir den Finger gequetscht und den Kopf leergesoffen. Die Leber schmerzt und drückt an den Brustkorb, weil sie seit zu vielen Stunden zu hart arbeiten muss. Und darum tut auch sonst sehr vieles weh. Der immer gleiche Rausch der letzten Tage hat den schiefen Körper nicht wieder gerade gerückt, nein, er hat ihn noch weiter verbogen. Schräg hängen die Schultern am Gerippe und wo Sonnenstrahlen Wärme spenden könnten, durchleuchten sie mich wie ein Röntgengerät. Jetzt liege ich auf dem Balkon und über allem thront das Geräusch eines nervös pumpenden Herzens. Jeder Schlag erschüttert die müden Knochen, fast kann ich sie klirren hören, zumindest aber zählen kann ich sie, so auffällig blicken sie unter der Haut hervor. Wo übermäßiger Alkoholkonsum anderen Menschen heftige Kilos anhängt, raubt er sie mir, obwohl doch kaum welche zu holen sind. Zweiundsechzig Kilogramm und zweiundsechzig Tage. Die ersten zähle ich, die anderen habe ich gezählt. Gegenwart und Vergangenheit treffen aufeinander und beschreiben keine glorreiche Zukunft. Doch es gibt Hoffnung, denn mit etwas Glück wird der nächste Morgen fröhlichere Farben tragen. Schwarz hat nur jene Nacht gemalt und die liegt jetzt bald lange genug zurück, um sie aus dem Gedächtnis tilgen zu können. Allerdings vergisst man schwer, wenn nicht nur der Kopf, sondern auch dieser Körper an Vergangenes erinnern. Vielleicht wärme ich auch deshalb immer wieder Gedanken auf, die meine Pumpe pumpen lassen. So weiß sie, dass es Arbeit gibt und kein Schlag sinnlos ist. Der eine begründet nämlich den anderen. Und so geht es vorwärts, immer weiter, bis ein fremder Impuls einen neuen Rhythmus vorgibt, auf den ich mich einstellen will.

