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Wohl verflogen

  • moritzweinstock
  • 1. Juni 2023
  • 1 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 15. Nov. 2024

Foto von einem Dach auf dem zwei Tauben sitzen. Darunter eine Fußgängerzone in der winterlich gekleidete Menschen gehen.

Taktgefühl ist das, was er gestern noch hatte. Dann nichts mehr. Dann stieg er auf sein Rad und war weg. Mit jedem Meter, der sich zwischen sie schob, wurde Nikita klarer, dass ab jetzt nur noch weitere folgen würden. Wieso also unnötige Schwere an das Ende eines ohnehin nicht leichten Tages hängen und zur Sprache bringen, was beide wohl insgeheim fühlten? Der Himmel war so schön in blaues Abendrot gehüllt, als wüsste er vom Abschied ohne Wiederkehr. Auch deshalb schrieb er Anja erst am nächsten Morgen: Lebe wohl, meine Liebe! Kein Adieu oder auf Wiedersehen soll Dir im Wege stehen. Fliege hoch und so weit Du kannst, schau Dir die Berge an, steige tief ins kaukasische Gebirge, reite in die Steppe davon und von dort irgendwann zurück ins viel lebendigere Prag. Denn in dieser Stadt scheint mir Dein wahres Glück begraben. Wien hingegen wird Dir niemals Heimat sein, sondern nur die Stadt, in der ich bin und es auch vorerst bleibe. Mach's gut, muss ich deshalb nicht sagen, denn ich weiß, dass es das Beste für Dich ist. Sei zum Schluss nur noch ein letztes Mal umschlungen, mit Worten und dem Brief, den ich Dir schreibe. Jetzt lass' ich los und Dich schon treiben, wohin der Wind Dich trägt.



 
 

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