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  • 2. Mai 2023

Wer atmet so schwer unter seiner Maske? Es ist der Zug selbst. Verkleidet als Akkordeon aus Stoff und Metall, schnauft der Zusammenschluss der Wagone von Innen heraus. Flüchtig und für so manche Fahrten miteinander verknüpft, springen die Abteile eines Zuges im schnellen Walzer über Schwellen. Wie geübte Tänzer ihre Schritte, kein Fehltritt ist zu spüren, gleiten sie über eisernes Parkett – und stöhnen nur viel. „Tatak-tatak“ rufen Hunderte Tonnen schweren und zigfach bereiften Stahls in fast alle Richtungen der sie umschließenden Landschaft. Nur nach vorne sind sie still, da hört man die todbringenden Tonnen kaum, wie sie sich vorwärts wälzen. Fahrer und Insassen wissen von der Geschwindigkeit, mit der sie über das steingesäumte Gleis zu schweben scheinen. Und der Mann, der den Schritt aus dem Gebüsch tut, auch er kennt Zeit und Ort und weiß von der Kraft, die sich ihm hier entgegenbahnt. Schüchtern wie ein Reh, aber wissender und ohne Zögern, steigt er aufs Gleis. Dann streckt er sich der Länge nach hin, um breitseits aus dem Leben zu scheiden.


Mann in Warnweste geht auf einem Zuggleis.

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